Die Skulpturen von Johannes Weiß haben ihren Ursprung in den Gegenständen des urbanen Alltags. Mobiliar des Stadtraums wie Bänke, Straßenlaternen, Mülleimer, Regenrinnen, Tische und Stühle bieten die Grundlage für Abstraktion. Durch einen meist monochromen Anstrich in schwarz, grau, silber oder dunkelblau werden die Objekte auf ihre bloße Form reduziert, und der Fokus wird von der Funktionalität auf die ästhetische Qualität der Dinge verlagert. Die Objekte sind keine Ready-Mades, sondern die ursprünglichen Gegenstände werden abgeformt oder nachgebildet. Es findet ein langwieriger bildhauerischer Prozess des Nachbildens statt und die Objekte werden zum bloßen Träger eines formalen Gedankens. Dann wird eine einzige, im Grunde einfache bildhauerische Handlung wie einen Schnitt, eine Dekonstruktion oder eine Kombination mehrerer Elemente durchgeführt und schafft eine völlig neue Situation.
Die nachgebauten Gegenstände dienen also der Überlegung für eine methodische Analyse, als Mittel für Überlegungen über Symmetrie, Musterbildung oder Instabilität. Es geht um einen formalen Modellcharakter innerhalb der Skulptur. Das Gegenständliche ist als Grundlage wichtig, da es immer um eine reale, soziale Welt geht. Ausgangspunkt ist eine realistische Bildhauerei in einem spezifisch gesellschaftlichen bzw. soziostrukturellen Kontext. Das wirft viele Bedeutungsebenen auf.
Die Aquarelle zeigen Strukturen, die keine Referenzen an gegenständliche Ausgangspunkte zulassen. Hier werden schwarze flächige Raster auf eine farbige Schicht gelegt, die vereinzelt noch durchscheint. Räumlichkeit entsteht eher zufällig durch die Verschiebung von Flächen gegeneinander oder eröffnet sich durch die Anordnung der Facetten. Es entsteht ein selbstbezogenes System, denn es geht nur um die Methode und den Prozess an sich.